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Die Sterne werden fallen
Die Sterne werden fallen Read online
LENA KIEFER
DIE STERNE WERDEN FALLEN
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© 2019 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Alle Rechte vorbehalten
Umschlagkonzeption: Carolin Liepins, München
© Shutterstock (Pablos33; Tithi Luadthong; BokehStore; ArtaKM)
MP · Herstellung: AJ
Satz: Uhl + Massopust, Aalen
ISBN 978-3-641-24302-9
V001
www.cbj-verlag.de
Für Stina und Patricia,
weil ihr meine ersten Leser wart
1
»Los, los, los! Worauf wartet ihr denn?«
Die Stimme von Milan Kovacs brüllte so laut in mein Ohr, als stünde er direkt neben mir. Dabei hörte ich ihn nur über meine EarLinks. Er war nicht mal in meiner Nähe.
»Kein Grund, so zu schreien«, murrte ich.
»Dann beweg gefälligst deinen Arsch, Scale!«, brüllte er unbeirrt weiter.
Ich wechselte einen Blick mit Jye, der neben mir lief. Ohne ein Wort nahmen wir unsere Waffen hoch und traten vorsichtig aus der Deckung der Bäume.
Unser Ziel, ein dunkles Gebäude, hob sich grünlich-grau von der verschneiten Umgebung ab. Davor war niemand zu sehen, aber das wunderte mich nicht. Man riskierte keine Opfer, wenn man früh genug gewarnt wurde. Und ich hatte Maraisville rechtzeitig darüber informiert, wo unser nächster Einsatz stattfinden würde. Wo der nächste Einsatz von ReVerse stattfinden würde.
»Wie besprochen – Scale, du gehst mit Eadon, Odell und Torres vorne rein«, befahl Milan harsch. Er befand sich in einiger Entfernung oberhalb des Geländes und sah uns über seine EyeLinks. »Amato und Walks sichern hinten ab. Der Rest bleibt draußen, falls Verstärkung kommt.«
Niemand stellte die Anweisungen infrage, auch wir nicht. Torres und Jye positionierten sich neben der Tür, ich machte mich am Zugangspanel zu schaffen und tat so, als würde ich eine Berechtigung vortäuschen – während Maraisville den Eingang für mich entriegelte. Wir zögerten nicht lange und gingen hinein, Jye vorneweg, ich hinter ihm, der Rest des Teams folgte uns. Die Formation war kein Zufall. Nur, wenn Jye oder ich als Erste in einen Gang traten, konnten wir verhindern, dass jemand erschossen wurde. Auf beiden Seiten.
Im Gebäude war es etwas wärmer als draußen, helle Lampen leuchteten die Gänge aus. Auf meinen EyeLinks erschien eine Karte des Komplexes – die Zugänge, die Treppen, das Steuerungszentrum der Windkraftanlage, die im Süden des ehemaligen Deutschlands stand. Dieser Wartungsraum war unser Ziel. Ich konnte nur hoffen, es waren nicht allzu viele Leute im Gebäude. Denn dass welche dort waren, stand fest. Den Komplex vollständig zu evakuieren, wäre zu verräterisch gewesen.
»Hier links.« Jye lief vor, ich folgte ihm mit Knox und Torres. Das Gebäude war ein Labyrinth, aber mit den Plänen vor Augen war es ein Kinderspiel, den richtigen Weg zu finden. Stumm arbeiteten wir uns in das Innere der Anlage vor. Niemand sprach über die Vorgehensweise oder unsere Aufgaben. Jeder wusste, was er zu tun hatte.
»Halt, stopp.« Jye hielt an und sah um die Ecke in den Gang.
Kein Kinderspiel war es jedoch, dass hier mehr Arbeiter und Wachleute waren als erwartet. Ich hatte darum gebeten, das Gebäude bis auf ein Minimum zu räumen. Warum hörte eigentlich nie jemand auf mich?
»Ich mache das.« Torres wollte vorgehen, aber Jye schob sich an der Söldnerin vorbei. Ich hielt ihn nicht auf. Er war der Einzige im gesamten Team, dem ich vertraute. Der Einzige, der auf meiner Seite war. Früher hatte ReVerse es vermieden, Menschen zu verletzen. Aber die Zeiten waren jetzt andere. Es gab nur noch wenige, die darüber nachdachten, ob sie jemanden töten sollten oder nicht.
Der Rest von uns blieb in Deckung und überließ Jye das Feld. Mehrere Schüsse waren zu hören. Ich verzog keine Miene, weil ich wusste, Jye hatte seine Waffe auf Betäubung gestellt. Außerdem gewöhnte man sich an das Geräusch.
Man gewöhnte sich an fast alles.
»Erledigt.« Jye kam zurück und alle anderen folgten ihm. Gut, dass wir es eilig hatten. So würde niemand bemerken, ob die Wachleute tot oder nur bewusstlos waren.
Es ging zwei Treppen nach unten, die Luft wurde kühler, künstlicher. Jye lief immer noch voran, ich war dicht hinter ihm, hatte meine Waffe seitlich im Anschlag. Ein Wachmann tauchte auf, hob sein Sturmgewehr. Ich reagierte sofort, die beiden Betäubungsprojektile trafen ihn direkt am Hals. Er brach zusammen und wir stiegen über ihn hinweg. Hinter ihm war es ruhig.
Aber das blieb es nicht lange.
»Die verdammte Verstärkung ist schon da!« Einer der Wulff-Brüder – Scott oder Flint? – wurde laut in meinem Ohr. »Wieso sind die so früh hier?« Er war draußen bei denen, die den Zugang sichern sollten.
Weil sie viel früher gewarnt wurden, als du denkst. Ich schaltete meine EarLinks ab, legte einen Schritt zu und streckte dabei die Hand nach der Tasche aus, die Jye trug. Er hielt sie mir bereits hin, als hätte er meine Gedanken gelesen.
Noch zwei Gänge und drei Abzweigungen, dann stießen wir die Tür zum Steuerungszentrum auf. Es war kalt hier drinnen, fast so kalt wie draußen im Freien, wo bereits seit Dezember Minusgrade herrschten. Ich zog trotzdem die Handschuhe aus und öffnete die Tasche. Dann trat ich an eines der Wartungsterminals.
»Alles da, wo es sein soll?« Jye deckte meinen Rücken. Knox blieb mit Torres an der Tür.
»Das werden wir gleich sehen.« Ich öffnete einen der Hardware-Schränke und suchte nach der richtigen Signatur am Rand. Dann zog ich ein Modul heraus und besah mir den Aufbau der Layer.
»Draußen gibt es Probleme«, meldete Knox, dessen EarLinks noch aktiv waren. »Maraisville hat mehr Leute geschickt als geplant. Phee, wie lange noch?«
»Es geht nicht schneller, wenn du mich hetzt!«, zischte ich.
»Ich habe nicht –«
»Sei still, Mann«, unterbrach Jye ihn. »Lass sie arbeiten.«
Die Layer waren die Richtigen, also entfernte ich sie vorsichtig aus dem Modul und ersetzte sie durch die mitgebrachten Exemplare in meiner Tasche. Die beiden Jungs blieben dankenswerterweise still, während ich das Modul wieder einbaute und den Schrank verschloss. Trotzdem sah ich Jyes besorgtes Gesicht.
»Das Team draußen muss sich zurückziehen«, sagte Knox da. »Es sind zu viele.«
»Dann geht raus und helft ihnen.« Ich drehte mich zu meinem Ex-Freund und Torres um. »Jye und ich kommen hier allein klar.«
Knox zögerte und wir lieferten uns eines der Blickduelle, die in den letzten Monaten unser bevorzugtes Kommunikationsmittel geworden waren. Ich gewann, er nickte und wandte sich ab. Man hörte, wie die Schritte der beiden draußen auf dem Metallgitter verhallten. Im nächsten Moment schaltete Jye seine Links ab.
»Wird es funktionieren?« Er trat neben mich und drehte der Tür den Rücken zu. Weder er noch ich mussten die Verstärkung aus Maraisville fürchten.
»Ich hoffe es. Die letzten zwei Male hat es schließlich geklappt.«
»Die Frage ist nur, ob sie diesmal auch schnell genug sind.« Jye seufzte. »Ich wünschte, es gäbe einen an
deren Weg als diese Zitterpartien.«
Ich sah ihn an und kämpfte wie immer gegen das tonnenschwere Gewicht auf meinem Herzen an. »Glaub mir, ich auch.«
Jye sah zu, während ich auf die Zugangsprotokolle zugriff. Eigentlich war Hardware immer eher mein Ding gewesen, aber das Manipulieren von Software war in den vergangenen Wochen zu meiner neuen Spezialität geworden. Gezwungenermaßen. Wenn nämlich jemand anders diesen Job gemacht hätte, wäre ich nicht in der Lage gewesen, die Pläne von Costard und der OmnI zu vereiteln.
Es dauerte nicht lange, bis ich die richtigen Routinen gefunden und zum Update gezwungen hatte. In wenigen Minuten würde die OmnI Zugang zu dieser Anlage erhalten. Nur Millisekunden später würde mein Programm sie wieder aus dem System werfen und es wie einen Fehler im Leitungsnetz aussehen lassen. Ich nahm die Hände vom Screen.
»Caspar?« Ich wartete nicht, bis er antwortete. »Ihr könnt sie reinschicken.«
Wir packten zusammen und liefen aus dem Raum, während in meinen EyeLinks – denen aus Maraisville, die wir zum Glück parallel zu denen von ReVerse tragen konnten – ein Timer startete. Das hier war Maßarbeit. Ein paar Minuten Verzug im Ablauf und wir waren alle verloren.
Auf dem Gang begegnete uns das Team der königlichen Einsatzkräfte: zwei Schakale und zwei Techniker. Sie grüßten uns im Vorbeigehen stumm, wir taten das Gleiche. Einen eiligen Lauf durch das Gängelabyrinth später stießen wir einen Wartungsschacht auf und landeten an einem verschneiten Abhang. Ohne Absprache schalteten wir unsere ReVerse-Links wieder ein.
»Eadon! Scale!« Milan verschwendete keine Zeit. »Das Team ist längst unten, wo seid ihr?«
»Wir mussten uns erst rauskämpfen«, keuchte Jye sehr überzeugend. »Sind schon auf dem Weg zum Treffpunkt.«
Wir setzten uns in Bewegung, rannten hinunter ins Tal, durch die eng stehenden Baumreihen hindurch. Unter dem gefrorenen Schnee knirschte altes Laub, und mehr als einmal legte ich mich fast auf die Nase. Am liebsten hätte ich langsam gemacht, weil wir von unseren Verfolgern nichts zu befürchten hatten. Aber das ging nicht. Wenn wir zu spät am Treffpunkt ankamen, würde man Fragen stellen. Und Fragen waren das Letzte, was wir gebrauchen konnten.
Jye und ich liefen wie der Teufel, beinahe eine Viertelstunde. Dann kam das Team in Sicht – mehrere schwarz gekleidete Leute neben zwei großen Transportern. Knox war dabei, aber drei andere fehlten.
»Na endlich.« Milan, ein ungemein zäher Typ um die dreißig mit kantigem Schädel und kalten Augen, musterte Jye und mich streng. »Wir dachten schon, ihr würdet vor Einbruch der Nacht nicht zurückkommen.«
»Na, jetzt sind wir ja da.« Jye lächelte leicht.
»Und warum waren eure Links offline, als ihr drin wart?«
»Interferenzen von den Zugangsmodulen«, sagte ich ohne nachzudenken. Dann sah ich mich um. »Sind alle in Ordnung?« Es war mir scheißegal, ob es diesen blindwütigen Radikalen gut ging, von Knox vielleicht abgesehen. Aber es gehörte zu meiner Rolle, danach zu fragen.
»Nein, sind sie nicht.« Milan presste die Kiefer aufeinander. »Die Garde hat Zrake erledigt und Torres und Purge sind verletzt im Wagen. Wieso waren die Lilienärsche so früh da?«
»Woher soll ich das wissen?«, schnauzte ich. Das war die einzige Sprache, die er verstand. Wenn man sich nur einmal schwach vor Leuten wie ihm zeigte, hatte man verloren. »Ist ja nicht so, als hätte ich eine Standleitung nach Maraisville, oder?!« Gefährliche Anspielung.
In Milans Augen zuckte es, dann hob er die Hände. »Krieg dich ein, Scale. Ich habe ja nicht gesagt, dass du uns verpfiffen hat.«
»Niemand hat uns verpfiffen.« Jye nahm mir die Tasche ab. »Das hier ist das einzige Energieversorgungszentrum im Umkreis von fünfhundert Kilometern. Und die wissen, worauf wir es abgesehen haben. Wundert es dich da etwa, dass sie mit uns rechnen?«
»Lief denn alles nach Plan da drinnen?«, fragte Milan mich, ohne auf Jye einzugehen.
»Natürlich.« Ich sah ihn finster an. »Oder zweifelst du an mir?«
»Habe ich denn einen Grund dazu?«
»Hast du nicht. Du weißt, wer ich bin und was ich getan habe.«
»Was du fast getan hast. Der Tod des Königs war nicht dein Verdienst.«
»Indirekt schon.« Ich reckte das Kinn und drängte das Ziehen in meinem Bauch bei diesen Worten weg. »Oder habe ich etwa nicht dafür gesorgt, dass die OmnI befreit wird?«
Schreie von weiter oben hinderten Milan an einer Antwort. Die königliche Verstärkung war hinter uns her.
»Los, in die Wagen!« Milan sprang auf einen der Transporter, Jye und ich stiegen auf den anderen, der in der gleichen Sekunde losfuhr. Schnell duckten wir uns hinter die niedrige Bordwand, als Maraisvilles Leute auf die Lichtung traten und begannen, auf uns zu schießen. Ich legte mich flach auf den Bauch und schloss die Augen.
Es dauerte nicht lange, dann hörte der Beschuss auf, und das einzige Geräusch war das der Reifen auf dem holprigen Untergrund.
Wir setzten uns hin und ich lehnte meinen Rücken gegen die Wand hinter mir.
»Und wieder einmal waren wir schneller als diese Witzfiguren«, feixte Torres, die sich ihren verletzten Arm hielt. Ihr eigentlich hübsches Gesicht glühte vor Hass. Dass wir eines unserer Teammitglieder verloren hatten, schien ihr so egal zu sein wie allen anderen. So war ReVerse jetzt: Der Name war nur noch ein Etikett. Mit dem ReVerse, wie ich es kannte, hatte der Widerstand schon lange nichts mehr zu tun.
»Costard wird zufrieden sein«, sagte Scott Wulff. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis wir endlich Paris übernehmen. Und dann ist es nur noch ein Schritt bis nach Maraisville.« In Paris war das größte Ausrüstungszentrum für Waffen und technische Hilfssysteme Europas. Wenn die OmnI Zugriff darauf bekam, waren wir am Ende.
»Gute Arbeit, Scale.« Sein Bruder Flint nickte mir anerkennend zu.
»Danke.« Ich tat so, als würde er mir schmeicheln. Denn das war mein Job. Ich musste so tun, als wäre ich auf ihrer Seite, als würde ich ihre kranke Ideologie teilen. Wieder einmal musste ich eine andere Version von mir spielen, lügen und allen etwas vormachen. Das war ich gewohnt. Neu war aber, dass ich mit dieser Version von mir absolut nichts mehr gemeinsam hatte. Im Gegenteil.
Ich hasste sie abgrundtief.
2
Es dämmerte bereits, als vier fensterlose Container auf Fahrgestellen in Sicht kamen, die im Schutz einer Baumreihe aufgestellt waren. Diese bei Bedarf mobile Unterkunft war seit fast drei Monaten mein Zuhause. So lange war es her, dass ich an einem ganz bestimmten Abend entschieden hatte, nicht in eine ganz bestimmte FlightUnit zu steigen.
Bereute ich das? Mindestens einmal pro Minute. Aber trotzdem war ich noch hier. Weil sich an den Gründen für meine Entscheidung nichts geändert hatte. Die OmnI hatte den König getötet und damit einen neuen ins Amt gehoben, der in noch viel größerer Gefahr schwebte als sein Vorgänger. Wenn ich die OmnI nicht aufhielt, würde sie zuerst ihn töten. Und danach jeden anderen von uns.
»Hier.« Jye setzte sich neben mich und reichte mir einen Becher mit dampfendem Tee. Wir waren draußen, wie meistens, trotz der eisigen Temperaturen. Es gab keine andere Möglichkeit: Der enge Schlafcontainer enthielt zahlreiche an den Wänden befestigte Pritschen, auf denen wir die Nächte verbrachten. Ein bequemes Sitzen war dort nicht möglich. Und der SupplyContainer oder der ComContainer für unser technisches Equipment eignete sich ebenso wenig als Aufenthaltsraum.
»Du bist wirklich und ohne jeden Zweifel der beste Freund aller Zeiten.« Ich lächelte, das erste Mal an diesem Tag. Jye war mein einziger Rückhalt in dieser lebensfeindlichen Umgebung. Ich war so dankbar, dass Caspar Dufort auf mich gehört und ihn zu meiner Unterstützung geschickt hatte. Ohne Jye wäre ich längst durchgedreht.
»Das ist zu viel der Ehre.« Mein Freund grinste und legte die Hände um seinen Becher. Ich nahm meinen und trank einen Schluck. Der Tee wärmte mich von innen und vertrieb die klamme Kälte für einige Augenblicke. Dankbar atmete ich aus.
»Ich bin so bereit für den Frühling, das
glaubst du nicht«, seufzte ich.
»Du könntest näher beim Feuer sitzen.« Jye deutete auf den Rest des Teams, das sich ein Stück entfernt zwischen zwei Containern um einen mit Gas betriebenen Ofen drängte.
»Nein, danke.« Ich verengte die Augen. »Heute ertrage ich sie nicht.« An manchen Tagen hatte ich das Gefühl, als ziehe mir der blinde Hass der anderen jeden Funken Energie aus den Knochen. Die meiste Zeit musste ich in ihre Tiraden mit einstimmen, damit sie mir abkauften, dass ich auf ihrer Seite war. Aber manchmal war ich zu müde dafür, zu wütend oder beides. So wie heute.
Costard hatte blind alle rekrutiert, die gegen den König waren – ReVerse-Leute, Söldner, Radicals. Seit Troys Tod hatte er das alleinige Sagen über den Widerstand und nutzte diese Macht aus, um ihn nicht nur zu radikalisieren, sondern auch zu professionalisieren. Die Ausstattung war allerdings trotzdem dürftig. Costard hatte die OmnI an seiner Seite, aber solange sie nicht auf die Produktionsstätten zugreifen konnte, musste er mit seinen Ressourcen haushalten – und die waren begrenzt. Er hatte zwar eines seiner Lager mit technischem Rohmaterial vor der Abkehr bewahren können, aber das enthielt weder Nahrungsmittel noch Kleidung oder mobile Heizsysteme. Deswegen musste sogar unser Spezial-Team mit den Standard-Containern auskommen, bekam fade Notrationen und Kleidung, die für den ständigen Aufenthalt in der Kälte nicht gemacht war. Seit wir vor vier Wochen das iberopäische Gebiet verlassen hatten, um uns den Energiezentren weiter nördlich zu widmen, fror ich eigentlich ständig.
»Glaubst du, es hat funktioniert?«, fragte Jye mich. Ich wusste sofort, was er meinte.
»Dufort hat mir durchgegeben, dass die Schakale früh genug da waren«, antwortete ich leise. Meine Hand fuhr automatisch an meine Schläfe, wo das Implantat saß – meine einzige Verbindung zu Maraisville. »Zum Glück. Hätte die OmnI dieses Zentrum tatsächlich übernommen, wäre sie ein ganzes Stück weitergekommen. Und sie hätte innerhalb von Sekunden alles so verschlüsselt, dass niemand außer ihr mehr auf das Versorgungszentrum hätte zugreifen können.«